[Werbung] Arbeiten in der Höhe bergen erhebliche Risiken. Ein falscher Schritt kann schwerwiegende Folgen haben. Ob auf dem Bau, bei der Wartung oder der Gebäudereinigung: Sicherheit ist nicht verhandelbar.
Viele Unfälle sind jedoch vermeidbar.
Dieser Artikel gibt Ihnen 10 essenzielle Tipps für sicheres Arbeiten in der Höhe an die Hand. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Gefahren erkennen, die richtige Ausrüstung wählen und Ihr Team schützen.
- Priorität hat die Vermeidung: Prüfen Sie immer zuerst, ob die Arbeit auch vom Boden aus erledigt werden kann.
- Die Gefährdungsbeurteilung ist die rechtliche und praktische Basis jeder Höhenarbeit.
- Nutzen Sie immer kollektiven Schutz (z.B. Gerüst, Seitenschutz) vor persönlichem Schutz (PSAgA).
- Eine gründliche Unterweisung der Mitarbeiter in die Gefahren und die Ausrüstung ist gesetzlich vorgeschrieben und lebenswichtig.
- Kontrollieren Sie Ausrüstung wie Leitern, Gerüste und PSAgA vor jeder einzelnen Benutzung auf Mängel.
Warum ist das Thema Absturzsicherung so wichtig?
Jedes Jahr kommt es zu schweren Arbeitsunfällen durch Abstürze. Diese Unfälle gehören zu den häufigsten Ursachen für tödliche Verletzungen, besonders im Baugewerbe.
Die Höhe ist ein gefährlicher Arbeitsplatz.
Statistiken zeigen, dass bereits Stürze aus geringer Höhe, etwa von einer Leiter, zu ernsten Verletzungen führen können. Ab einer Absturzhöhe von nur einem Meter in der Nähe von Wasser oder gefährlichen Stoffen, oder generell ab zwei Metern, gelten strenge Vorschriften.
Sicherheit ist hier keine Option, sondern eine gesetzliche und moralische Verpflichtung für jeden Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Tipp 1: Die Gefährdungsbeurteilung als Fundament
Beginnen Sie niemals eine Arbeit in der Höhe ohne eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung. Sie müssen systematisch alle potenziellen Gefahren ermitteln. Dazu gehören die Absturzhöhe, die Beschaffenheit des Untergrunds, Witterungseinflüsse und die Art der Tätigkeit.
Stellen Sie sich Fragen: Wo sind Absturzkanten? Ist der Boden tragfähig? Ist der Zugang sicher? Können Gegenstände herabfallen?
Erst wenn Sie die Risiken kennen, können Sie die richtigen und notwendigen Schutzmaßnahmen festlegen.
Tipp 2: Das TOP-Prinzip konsequent anwenden
Die Hierarchie der Schutzmaßnahmen ist klar definiert. Sie müssen immer das TOP-Prinzip befolgen.
- T (Technisch): Technische Lösungen haben absoluten Vorrang. Nutzen Sie Seitenschutz, Fangnetze oder ein festes Gerüst. Dies schützt alle Mitarbeiter kollektiv.
- O (Organisatorisch): Wenn T nicht umsetzbar ist, folgen organisatorische Maßnahmen. Sperren Sie Bereiche ab, begrenzen Sie die Dauer der Arbeit oder nutzen Sie spezielle Zugangssysteme.
- P (Persönlich): Erst als allerletzte Option kommt die Persönliche Schutzausrüstung (PSAgA), wie der Anseilschutz, zum Einsatz.
Kollektivschutz (wie ein Geländer) schlägt immer den Individualschutz (wie ein Seil).
Tipp 3: Das richtige Arbeitsmittel wählen
Die Wahl des Arbeitsmittels ist entscheidend für die Sicherheit. Eine Leiter ist ein Verkehrsweg, um auf eine Ebene zu gelangen. Sie ist kein dauerhafter Arbeitsplatz.
Für kurze Inspektionen oder das Wechseln einer Glühbirne mag sie genügen.
Bei längeren oder komplexeren Arbeiten müssen Sie aufrüsten. Hier ist oft ein Gerüst oder eine Hubarbeitsbühne die sicherere und effizientere Wahl. Wenn Sie flexibel und schnell in unterschiedlichen Höhen arbeiten müssen, sollten Sie eine passende Arbeitsbühne mieten. Dies ist oft sicherer, stabiler und schneller als riskante Konstruktionen auf Leitern.
Ergänzendes Wissen: Anlegeleitern. Der Anstellwinkel muss stimmen (ca. 75 Grad). Eine einfache Regel lautet: Die Leiter muss drei Sprossen über die Anlegekante hinausragen, um einen sicheren Überstieg zu gewährleisten.
Tipp 4: Mitarbeiter unterweisen und schulen
Wer in der Höhe arbeitet, muss wissen, was er tut. Eine gründliche Unterweisung ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine gesetzliche Pflicht. Das ist kein formaler Akt, der nur abgehakt wird.
Ihre Mitarbeiter müssen die spezifischen Gefahren ihres Arbeitsplatzes verstehen. Sie müssen den korrekten und sicheren Umgang mit der Ausrüstung, insbesondere der PSAgA, praktisch üben.
Wann wurde die letzte Rettungsübung durchgeführt?
Regelmäßige Schulungen, besonders für den Umgang mit PSA gegen Absturz (PSAgA), frischen das Wissen auf. Sie sensibilisieren für Gefahren und stellen sicher, dass Routinen nicht zu Leichtsinn führen.
Tipp 5: Die richtige PSAgA auswählen und anlegen
PSAgA (Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) ist die letzte Lebenslinie, wenn alle anderen Maßnahmen versagen. Sie besteht aus mehreren Komponenten, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen: Einem Auffanggurt, einem Verbindungsmittel und einem geeigneten Anschlagpunkt.
Klingt einfach? Ist es aber nicht.
Der Anschlagpunkt muss sicher gewählt werden. Ist er ausreichend tragfähig? Liegt er über dem Kopf?
Der Gurt muss korrekt sitzen – nicht zu locker, nicht zu fest. Das Verbindungsmittel (z.B. mit Falldämpfer) muss zur Situation und zur möglichen Fallhöhe passen.
Ein häufiger Fehler: Ein zu langes Verbindungsmittel oder ein zu tiefer Anschlagpunkt. Der Träger könnte im Falle eines Sturzes trotzdem auf dem Boden oder einer tieferliegenden Ebene aufschlagen.
Tipp 6: Ausrüstung vor JEDER Nutzung prüfen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist lebenswichtig. Egal ob Leiter, Gerüst, Hubarbeitsbühne oder Ihr Auffanggurt: Führen Sie vor Arbeitsbeginn eine Sicht- und Funktionsprüfung durch.
Bei der PSAgA suchen Sie nach Rissen oder Schnitten im Gurtband. Prüfen Sie auf Korrosion an Metallteilen oder Schäden an den Nähten. Bei einer Leiter prüfen Sie den festen Stand der Holme und die Intaktheit der Sprossen. Ist das Rollgerüst korrekt verriegelt?
Beschädigte Ausrüstung wird sofort und ohne Ausnahme aussortiert.
Tipp 7: Der sichere Stand und die Tragfähigkeit
Dieser Tipp betrifft alle Arbeitsmittel, die Sie in die Höhe bringen.
Was nützt die beste und modernste Hubarbeitsbühne, wenn der Boden darunter nachgibt? Prüfen Sie den Untergrund akribisch. Ist er eben? Ist er tragfähig?
Gerade bei Rollgerüsten oder Arbeitsbühnen im Außenbereich ist Vorsicht geboten. Weicher Boden, ungesicherte Schächte oder verdeckte Kanten können zur Katastrophe führen. Stellen Sie sicher, dass alle Stützen korrekt ausgefahren und bei Bedarf unterlegt sind.
Tipp 8: Wetterbedingungen niemals ignorieren
Das Wetter ist ein entscheidender Risikofaktor beim Arbeiten in der Höhe.
Starker Wind kann das Arbeiten auf Gerüsten oder Bühnen lebensgefährlich machen. Material kann heruntergeweht werden, und die Stabilität der Arbeitsmittel ist gefährdet. Bei Regen, Schnee oder Eisglätte steigt die Rutschgefahr auf Laufflächen und Leitern exponentiell an. Bei Gewitter müssen Höhenarbeiten sofort abgebrochen werden.
Brechen Sie die Arbeit bei Zweifel lieber ab oder verschieben Sie sie. Kein Auftrag ist wichtiger als Ihre Gesundheit.
Ergänzendes Wissen: Beachten Sie Windlasten. Schon mittlere Windstärken erzeugen enorme Kräfte auf große Flächen, wie sie bei Gerüstplanen, aufgestellten Platten oder auf Hubarbeitsbühnen vorkommen.
Tipp 9: Den Bereich am Boden sichern
Die Gefahr besteht nicht nur für die Person, die in der Höhe arbeitet. Sie besteht auch für alle darunter.
Herabfallende Werkzeuge oder Materialien sind eine extrem häufige Unfallursache. Sichern Sie den Arbeitsbereich am Boden großräumig ab. Nutzen Sie Absperrungen, Warnschilder oder einen Sicherungsposten.
Werkzeuge und Materialien müssen in der Höhe gegen Herabfallen gesichert werden. Nutzen Sie Werkzeug-Sicherungsleinen und Bordbretter an Gerüsten oder Ablagen.
Tipp 10: Notfall- und Rettungsplan bereithalten
Was passiert, wenn doch etwas passiert? Wenn ein Mitarbeiter nach einem Sturz im Gurt hängt, haben Sie nur sehr wenig Zeit.
Warum?
Es droht ein Hängetrauma. Der Blutfluss wird durch die Gurte in den Beinen abgeschnürt, was sehr schnell lebensbedrohlich wird. Sie müssen einen klaren Rettungsplan haben. Das Team muss wissen, wie es eine Person schnell und sicher ablassen oder retten kann.
Das Setzen eines Notrufs allein reicht nicht aus. Sie brauchen einen Plan, wie Sie die Person vor dem Eintreffen der Rettungskräfte aus dem Gurt bekommen.
Die 10 Tipps in der Übersicht (Tabelle)
Hier sehen Sie die wichtigsten Punkte und ihre Bedeutung für die Praxis zusammengefasst.
| Tipp | Kernaspekt | Warum es wichtig ist |
| 1. Gefährdungsbeurteilung | Risikoanalyse | Nur bekannte Gefahren können vermieden werden. |
| 2. TOP-Prinzip | Maßnahmen-Hierarchie | Kollektivschutz (z.B. Gerüst) ist immer besser als Individualschutz. |
| 3. Richtiges Arbeitsmittel | Leiter, Gerüst, Bühne | Das Werkzeug muss zur Aufgabe passen, um Risiken zu minimieren. |
| 4. Unterweisung | Wissen & Training | Unwissenheit führt zu Fehlbedienung und Unfällen. |
| 5. PSAgA-Nutzung | Korrektes Anlegen | Ein falsch genutzter Gurt oder falscher Anschlagpunkt bietet keinen Schutz. |
| 6. Ausrüstungs-Check | Tägliche Kontrolle | Materialermüdung oder Defekte müssen vor dem Einsatz erkannt werden. |
| 7. Sicherer Stand | Untergrundprüfung | Ein instabiler Untergrund bringt das gesamte System zum Einsturz. |
| 8. Wetter | Wind & Nässe | Das Wetter ist ein unkontrollierbarer Risikofaktor. |
| 9. Bodensicherung | Schutz vor Herabfall | Schützt Kollegen und Passanten vor Gegenständen. |
| 10. Rettungsplan | Notfallmanagement | Im Notfall zählt jede Sekunde (Hängetrauma). |
Fazit
Sicheres Arbeiten in der Höhe ist kein Zufallsprodukt. Es ist das Ergebnis sorgfältiger Planung, konsequenter Umsetzung von Vorschriften und ständiger Wachsamkeit.
Die 10 Tipps, von der Gefährdungsbeurteilung bis zur Notfallplanung, bilden das Gerüst für Ihre Sicherheit.
Nehmen Sie sich die Zeit für die Vorbereitung. Investieren Sie in die richtige Ausrüstung und fundierte Schulungen. So schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihr gesamtes Team.
Häufig gestellte Fragen
Ab welcher Höhe spricht man von Arbeiten in der Höhe?
Gesetzlich beginnt „Arbeiten in der Höhe“ nicht erst bei großen Höhen. Schon ab einer Absturzhöhe von 1 Meter ist eine Absturzsicherung erforderlich, wenn Sie über Wasser oder gefährlichen Stoffen arbeiten. Auf regulären Flächen, wie Baustellen oder Dächern, sind Schutzmaßnahmen (wie Seitenschutz oder Gerüste) in der Regel ab 2 Metern Absturzhöhe zwingend vorgeschrieben. Bei Arbeiten auf Leitern gelten oft schon tiefere Höhen als riskant.
Was ist der Unterschied zwischen Kollektivschutz und Individualschutz?
Kollektivschutz sichert alle Personen in einem Gefahrenbereich gleichzeitig ab. Beispiele sind ein festes Geländer, ein Seitenschutz am Gerüst oder ein Fangnetz. Diese Art von Schutz hat immer Vorrang (das „T“ im TOP-Prinzip). Individualschutz (oder Persönliche Schutzausrüstung, PSA) schützt nur die Person, die sie trägt. Ein Beispiel ist der Auffanggurt mit Verbindungsmittel. Dieser darf nur eingesetzt werden, wenn Kollektivschutz technisch oder organisatorisch nicht möglich ist.
Was ist ein Hängetrauma und warum ist es gefährlich?
Ein Hängetrauma (auch Hängetod-Syndrom) ist ein medizinischer Notfall. Wenn eine Person nach einem Sturz im Auffanggurt hängt, können die Gurte (besonders im Schritt- und Beinbereich) die Blutzirkulation stark behindern. Das Blut „versackt“ in den Beinen. Dies führt schnell zu einem Kreislaufschock, Sauerstoffmangel im Gehirn und kann innerhalb von Minuten tödlich enden. Deshalb ist eine schnelle Rettung (innerhalb von 10-20 Minuten) aus dem Gurt absolut lebenswichtig.
Darf ich eine Leiter als Arbeitsplatz benutzen?
Nur sehr eingeschränkt. Leitern sind primär als „Verkehrsweg“ gedacht, um in die Höhe zu gelangen. Sie dürfen als Arbeitsplatz nur genutzt werden, wenn der Arbeitsplatz nicht höher als 7 Meter über der Aufstellfläche liegt und die Tätigkeit nur kurze Zeit (Faustregel: max. 2 Stunden pro Schicht) dauert. Außerdem dürfen keine schweren Lasten (ca. 10 kg) gehandhabt werden und der Mitarbeiter muss mit beiden Beinen auf der Sprosse stehen können. Für längere Arbeiten ist ein Gerüst oder eine Bühne Pflicht.